Seitlicher Rathausplatz soll „Rückzugsorte“ bieten
Ausschuss gibt grünes Licht / Nebelfeld und Trinkwasserspender für heiße Tage
Weil der große Platz hinter dem Rathaus aus verschiedenen Gründen recht kahl gestaltet ist, möchte die Stadt den kleinen Platz zwischen Rathaus und Marienheim für “Einheimische, Einkäufer und Touristen attraktiver“ gestalten. So begründete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr im Ausschuss für Umwelt und Technik die Pläne für den Platz, auf dem noch bis vor kurzem zwei Häuser gestanden hätten.
Schramberg. Im September 2023 hatte der Rat einen Vorentwurf für die Platzgestaltung gebilligt. Stadtplaner Joschka Joos stellte den Ausschussmitgliedern zwei recht unterschiedliche Varianten für die Platzgestaltung vor, die ein Rottweiler Planungsbüro ausgearbeitet hatte.
Der große Platz hinterm Rathaus werde zwar gut genutzt, so Joos. Wegen der unter dem Platz verlaufenden Versorgungsleitungen sei es aber nicht möglich, dort schattenspendende Bäume zu pflanzen. Auch benötige man die freie Fläche für größere Veranstaltungen.
Klimagerechter Rückzugsort
Der seitliche Platz könne als „Fläche für den Aufenthalt“ mit Bäumen gestaltet werden. Im Zeichen des Klimawandels sollen dort Trinkwasserspender und ein Nebelfeld an heißen Tagen für Abkühlung sorgen. Die Verwaltung bevorzugt eine Variante mit einigen Stufen, um den Höhenunterschied auszugleichen. So entstünde „ein ebener Platz mit Pflanzinseln als Rückzugsorten“, beschrieb Joos die Ideen. Man könnte kleinere Spielgeräte und Sitzblöcke aufstellen.
Die zweite Variante wäre ohne Treppen, drei Baumraster würden den Platz gliedern. Dazwischen gäbe es größere Grünflächen.
Kosten ähnlich
In beiden Varianten wären neben den Nebelfeldern auch Fahrradabstellplätze und Trinkbrunnen vorgesehen. Abends soll eine indirekte LED-Beleuchtung für stimmungsvolle Effekte sorgen. Die Kosten betragen 713.000 Euro für die bevorzugte Lösung und 674.00 Euro für die zweite Variante.
Da der Platz im Sanierungsgebiet Sängerstraße-Brestenberg liegt, könnte die Stadt einen Zuschuss von 370.000 Euro erhalten, hofft Joos. „Das müssen wir noch mit dem Regierungspräsidium ausverhandeln.“
Danach könne das Planungsbüro an die Detailplanung gehen, die Stadt die arbeiten ausschreiben und 2025 vergeben. Weil das Sanierungsgebiet 2026 oder 2027 ausläuft sei man „etwas im Druck“, so Joos.
Auch in Zeiten knapper Kassen, sei das Projekt wichtig, fand Eisenlohr. Sie warb für die Variante 1. Studien hätten gezeigt, dass sich Menschen weniger gern auf schiefen Ebenen aufhielten. Die Treppen könnten auch für Jugendliche als Sitzgelegenheiten attraktiv werden, zumal wenn es kostenloses WLAN dort gebe.
Witkowski bemängelt fehlende Bürgerbeteiligung
Nicht wirklich zufrieden war Tanja Witkowski als Sprecherin von SPD-Buntspecht. Ihre Fraktion hätte sich bei einem solch zentralen Platz eine Bürgerbeteiligung gewünscht, die der Rat mehrheitlich abgelehnt hatte. Bei beiden Varianten seien kleinere Feste nicht mehr möglich.
Mit dem „Park der Zeiten“ in unmittelbarer Nähe gebe es doch bereits genügend Platz mit Aufenthaltsqualität, fand sie. Sie fragte auch, wo der Charger-Cube, also das Ladegerät für E-Bikes, hinkommen soll.
Joos entgegnete, man könne Bäume mit höheren Stämmen wählen, dann seien auch kleinere Veranstaltungen möglich. Für große Veranstaltungen habe man den Rathausplatz. Der Chargercube solle auf den vorderen Rathausplatz kommen.
Ladestationen für E-Autos kommen in die Hauptstraße
Jürgen Kaupp (CDU) erkundigte sich nach den Ladestationen für E-Autos. Die sollen in die Hauptstraße verlegt werden, zeigte Joos auf den Plänen. Ob es nicht möglich wäre überdachte Fahrradstellplätze herzustellen, fragte Susanne Andreae (SPD-Buntspecht). Das wolle man prüfen, kündigte Joos an.
Oskar Rapp (Freie/Neue Liste) wunderte sich, dass die Kosten für die beiden Varianten trotz der Treppe recht ähnlich seien. Er wollte wissen, ob im Platzuntergrund nicht möglicherweise ebenfalls Leitungen das Pflanzen von Bäumen verhindern. „Sicher nicht“, gab Tiefbau-Abteilungsleiter Konrad Ginter Entwarnung. Da seien ja unterkellerte Häuser gestanden. „Das geht problemlos.“
Folgekosten für die Pflege
Jürgen Reuter (Aktive Bürger) fragte nach den Folgekosten für die Pflege des Platzes. Im Winter müsse der Schnee von den Stufen geräumt werden. Eisenlohr versprach eine Kostenschätzung für die Ratssitzung mitzubringen. Der Pflegeaufwand sei für beide Varianten in etwa gleich, schätzte Joos.
Bei einer Enthaltung von Tanja Witkowski empfahl der Ausschuss dem Rat, die Variante 1 zu beschließen. Einstimmig war der Ausschuss dafür Fördermittel zu beantragen und die Arbeiten im kommenden Jahr auszuschreiben.